Formate

Wann lohnt sich eine Produktion in Mixed Reality-Sets?

Virtuelle (VR) oder Mixed Reality (MR) kann mehr als physische Sets ersetzen. Uns interessiert vor allem die kreative Freiheit. Denn hier könnte sich die Art, wie wir Events denken und erleben, wirklich revolutionieren.

Wir müssen Events neu Denken


Videos und Events, die vor dem Greenscreen oder einer LED-Wall produziert und dann mit 3D-Welten aus der Unreal Engine kombiniert werden, sehen mittlerweile richtig gut aus. Die Art wie, nicht nur im High Level Segment, sondern in der Breite visuellen Content produzieren, steht gerade vor einem Wendepunkt mit Riesenchancen für uns alle.

Und damit ist nicht bloß gemeint, dass physische durch virtuelle Sets ersetzt werden können, um Kosten einzusparen und Produktionsbedingungen zu vereinfachen. Interessant sind die kreativen Freiheiten, die sich für live oder zum Teil vorproduzierte Veranstaltungen ergeben.

Case Study: Virtuelles Panel und Keynote


Zum 10-jährigen Jubiläum von Jakobs Medien haben wir unseren Gästen eine moderierte Live Talkshow-Produktion zum Thema “Next-Level Storytelling durch virtuelle Produktion” in unserem Greenscreen Studio geboten - inklusive Company-Keynote und Standup-Comedy-Auftritt.

WYSIWYG: Produktion auf unserer Greenscreen-Bühne mit Vorschau-Monitor auf die live gekeyten virtuellen Sets

Das Set-Up: Greenscreen-Bühne mit Beleuchtung, Ton und remote-gesteuerten PTZ-Kameras zum Office-Bereich hin geöffnet, Bestuhlung für 30-40 Gäste mit Blick zur Bühne, Mischung im Regiestudio unter der Bühne. Über Vorschau-Monitore konnten unsere Gäste im Publikum live miterleben, wie die Diskutierenden mit der virtuellen Umgebung verschmelzen.

Die Idee: Wir bieten den Expert:innen die Bühne und nutzen das Case für eine Produktpräsentation. Hier ging es darum, zu zeigen was bei uns bereits möglich ist, was anderswo schon funktioniert und Anstöße zu geben, wie Events in virtuellen oder Mixed Reality-Sets aufgebaut werden können.

Storytelling: Keynotes als emotionale Reise planen


Natürlich lässt sich ein Vortrag auch einfach im Mixed Reality-Set halten - mit visualisierter Power Point auf einer virtuellem Leinwand im Hintergrund und einer Person, die sich auf einer virtuellen Bühne bewegt, die Keynote hält.

Die eigentliche Chance, die virtuelle Sets jedoch bieten, ist die inhaltliche und visuelle Verschmelzung von Hintergründen, Animationen (Grafiken, Logos, Diagramme) und dem Vortrag. Diese Komponenten sind wie Protagonisten eines Bühnenstücks, die gemeinsam eine Geschichte erzählen und das Publikum mit auf eine Reise nehmen.

Vorträge inszeniert wie Theaterstücke

Nahtlose Übergänge von vorproduziertem und live-generiertem Content. Video-Szene aus dem Elbsandsteingebirge...

Durch die Möglichkeit, Keynote-Sets in quasi-Echtzeit auszuwechseln, lassen sich fließende Übergänge von Video-Einspielern zum nächsten Punkt der Präsentation inszenieren. Zum Beispiel, wenn wie in unserem Fall der Imagefilm mit einer Team Event-Bergbesteigung im Elbsandstein Gebirge endet und der Vortrag dann an eben dieser Stelle im Virtuellen Set anschließt, weil hier die Idee für ein neues Produkt entstand, die daraufhin vorgestellt wird.

... leitet den Setting-Wechsel ein. Die Keynote geht in der virtuellen sächsischen Schweiz weiter.

Ebenso können wechselnde Hintergründe den Vortrag des Protagonisten auf eine neue emotionale Erzähl-Ebene heben. In der JM-Keynote gab es den Part, bei dem nach und nach bis zur absoluten Dunkelheit Lichtquellen erloschen, die sinnbildlich für die gecancelten Aufträge während des Lockdowns standen. Darauf folgte ein Dialog mit eingespielten Messenger-Nachrichten, die zu einer neuen Auftragswelle führten, gekrönt durch dem erlösenden Moment, in dem das Showreel-Video startete und die Projekt-Highlights der darauf folgenden Jahre feierte.

Background, Motion Grafiken und Protagonisten schaffen gemeinsam die Inszenierung

Andere Workflows in der Event-Planung nötig


Das alles erfordert natürlich ein Umdenken in der Planung. Keynotes sind dann nicht bloß Vorträge, sondern werden durchgeplant wie Shows oder Theaterstücke.

Das verändert die klassischen Planungsschritte, macht mehr Aufwand auf der konzeptionellen Ebene, braucht ein detailliertes Storyboard und eine intensivere Probephase. Aber im Ergebnis steht ein emotionale Reise, Inhalte und ein Vortrag, die dem Publikum im Gedächtnis bleiben. Und das sollte - gerade vor dem Hintergrund des vorherrschenden Content-Überangebots an Informationen - das Ziel einer Veranstaltung sein.

Warum live und nicht vorproduziert?


Live zu produzieren, heißt den Zeitpunkt zu bestimmen, an dem die Botschaft einschlägt, die Diskussion in der Wunsch-Community losgetreten wird. Wir alle buhlen um die Aufmerksamkeit unserer Zielgruppen. Ohne den Live-Zeitpunkt, gibt keine Notwendigkeit, genau jetzt zuzuschauen. Und je länger dann gewartet wird, desto schneller schwindet die Relevanz.

Live sein, heißt auch in dem Moment, in dem etwas besonderes passiert, dabei zu sein. Das gibt einem das Gefühl, Teil des Events zu sein. Und wenn dann die Interaktion mit dem Publikum noch dazu kommt, wird aus einem Event unser Erlebnis.

Das funktioniert mit einem klatschenden und stampfenden Publikum, das zusammen mit Queen das Wembley Stadion rockt, genauso wie wenn Theaterschauspielerinnen mit Fragen ins Publikum die vierte Wand einzureißen oder gleich jemanden mit auf die Bühne ziehen.

Es geht darum, eine Beziehung zum Publikum aufzubauen, um die volle Aufmerksamkeit für unsere Botschaft - für die Geschichte, die wir Erzählen wollen - zu haben. Deswegen ist Interaktion der Schlüssel für mehr Aufmerksamkeit … und für zeitgemäße Events.

Interaktion ist der Schlüssel für zeitgemäße Events


Für Corporate Events oder Veranstaltungen im eher konservativem Kontext (politische Talks, Delegationstreffen, Publikationstermine) bieten Zuschaltungen von Speaker:innen oder Claim-the-Stage-Situationen aus dem Publikum (via Avatar oder Live-Cam) eine interessante Möglichkeit der aktiven Teilnahme.

Via Konferenztool Feedback geben oder Teil des Panels sein

Live-Umfragen oder Stimmungen könnten wiederum z. B. durch 3D-Animationen in Echtzeit visualisiert, haptisches Feedback wie Applaus kann über die Tastatur oder durch graphische Komponenten (Applaus-O-Meter) im Bild dargestellt werden.

Die Gamification der Eventformate


Auch die spielerische Mitgestaltungen/Steuerung eines virtuellen Sets ist möglich. Angefangen mit der gemeinsamen Auswahl von virtuellen Hintergründen, der Tageszeit, dem Wetter oder der Lichtstimmung, aber auch das Auslösen von animierten Set-Elementen (S-Bahn, beschrifteter Heißluftballon oder Vogelschwarm, der die durch den Hintergrund zieht). Das Stichwort hier heißt Gamification.

Und wo die Reise letztlich hingehen wird, zeigen jüngste Events in den Metaversen der Gaming Communities, wo zum Beispiel virtuelle Avatare von Dj’s im Fortnite-Level auflegen und bis zu eine Milliarde Gamer:innen vor den Bildschirmen vereinen, die mit eigenen kreativen Aktionen ingame den Moment mitgestalten. Eine Generation, die mit solchen Gamification-Features aufwächst, stellt jetzt schon und wird künftig genau diesen Anspruch an besondere Live Events stellen.

Für welche Formate lohnt sich eine MR-Produktion?


Grundsätzlich eignete sich VR und MR für alle Event-Formate, um damit eine weitaus emotionalere Geschichte zu erzählen, die dem Publikum in guter Erinnerung bleiben soll. Aber auch für Events, die durch das Zusammenspiel von wechselnden Locations oder Settings, die es teilweise in der Realität nicht gibt (Reise ins Ich, Marslandschaft, komplexe Moderationsstudios, Show unter Wasser, etc.), eine Verbindung zwischen der Bildsprache und dem was präsentiert wird, schaffen wollen.

Man darf hierbei nur nicht vergessen, dass solche Event-Produktionen im virtuellen oder Mixed-Reality-Set in Sachen Planung und Vorbereitung mit einem deutlichem Mehraufwand verbunden sind. Wenn sich daraus nicht ein wiederkehrendes Format entwickelt, welches sich preislich mit jeder weiteren Auflage relativiert, dann lohnen sich solche Events vor allem für exklusive Gelegenheiten. Zum Beispiel Corporate Events, die eine Firmenbelegschaft mitreissen sollen oder eine gewisse Wertschätzung gegenüber dem Publikum ausdrücken wollen. Oder Produktpräsentationen/ Publikationen, die visuell die Messlatte hochlegen wollen, weil sie den Startpunkt der öffentlichen Diskussionen (Creating Buzz) durch einen besonderen Auftritt bestimmen wollen.

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